filmemachen

Mein Interesse am Filmemachen entstand aus dem tiefen Wunsch, Menschen als Subjekte zu zeigen, statt sie als Projektionen des weißen, patriarchalen Blicks darzustellen. Da das Leben selbst die besten Geschichten erzählt, begann meine Reise als Filmemacherin mit dem Dokumentarfilm.

Als Creative Producerin des Dokumentarfilms FROM HERE der US-amerikanischen Regisseurin Christina Antonakos-Wallace reiste ich über mehrere Jahre hinweg zu unterschiedlichen Filmfestivals, knüpfte viele wertvolle Kontakte zur Filmindustrie, lernte sehr viel über diese und stellte unser Projekt in verschiedenen Trainings und Industry Meetings vor — unter anderem beim European Film Market der Berlinale, beim DOK Leipzig Net Lab und der East Doc Platform des Institute of Documentary Film in Prag. Unser Film feierte 2020 Weltpremiere beim Human Rights Watch Film Festival in New York und wurde auf vielen weiteren internationalen Festivals gezeigt. 2023 wurde FROM HERE als Teil der Serie America Reframed des World Channel im US-amerikanischen Sender PBS ausgestrahlt.

Meinen Master in Dokumentarfilm schloss ich 2012 am Goldsmiths College ab, mit dem Kurzfilm KIYMET. Gemeinsam mit dem Kurzfilm BASTARDE (2011) von Regisseurin Aslı Özarslan lief KIYMET im Filmdoppel CANIM KREUZBERG von 2013 bis 2014 im Programm des Kino Moviemento in Berlin. Mein Kurzfilm wurde weltweit auf Festivals gezeigt, wie beim Documentarist Istanbul, Duhok IFF, International Labor Film Festival (Türkei), Trinidad+Tobago Film Festival und Festival Internacional Dona i Cinema (Valencia). 2014 erhielt ich ein Gerd Ruge Stipendium für das Projekt, das mein erster langer Dokumentarfilm als Regisseurin werden sollte. Eine deutsche Fernsehredaktion lehnte mein Projekt jedoch mit der (rassistischen) Begründung ab: „Wir haben dieses Jahr schon einen Migrantenfilm co-produziert“. Dies markierte das Ende meines Projekts und zugleich den Beginn meines Engagements für Antidiskriminierung, Machtkritik und Diversität im Film und Fernsehen.

Arbeitsbeispiele

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Arbeitsbeispiele *

FROM HERE (Regie: Christina Antonakos-Wallace/89 Min.) verwebt die Geschichten von Tania, Sonny, Miman und Akim – Künstler*innen und Aktivist*innen aus Berlin und New York, die im globalen Norden in Familien aus dem globalen Süden aufgewachsen sind. Während sich die USA und Deutschland mit Rassismus, Nationalismus und Kämpfen um nationale Identität auseinandersetzen, befinden sich die Protagonist*innen an der Schwelle zu ihren 30er-Jahren und stehen vor wichtigen Wendepunkten: Sie kämpfen um die Staatsbürgerschaft, gründen Familien und finden Raum für Kreativität. Über ein Jahrzehnt hinweg begleitet der einfühlsame und nuancierte Dokumentarfilm ihr Leben in zwei der größten Einwanderungsländer der Welt und fängt ihr Ringen um Zugehörigkeit in Gesellschaften ein, die ihrer Existenz zunehmend feindlich gegenüberstehen. FROM HERE bietet vier verschiedene Visionen von Widerstand und Widerstandsfähigkeit, die nicht nur die Kämpfe einer jungen Generation, sondern auch ihre enorme Stärke zeigen.

2012 drehte ich den kurzen Dokumentarfilm KIYMET (25 Min.) über meine Großmutter Kıymet Özdemir, eine bemerkenswerte Frau, die Anfang der 1970er Jahre als Erste aus meiner Familie ganz alleine nach Deutschland migrierte. An der Seite meines Großvaters war sie politisch aktiv in der sozialistischen Arbeiterpartei der Türkei, doch nach dem Militärputsch sahen sie sich gezwungen, das Land zu verlassen. In Berlin engagierte sich meine Großmutter leidenschaftlich für die Rechte von migrantischen Arbeiter*innen und setzte sich unermüdlich gegen Rassismus ein.

Im hohen Alter trennte sie sich von ihrem untreuen und gewalttätigen Ehemann, kehrte in ihr Heimatdorf an der thrakischen Mittelmeerküste zurück und fand dort ein glücklicheres, friedlicheres Leben. In meinem Film dokumentiere ich eine Reise zu ihr nach Vakıf, ihrem Heimatdorf. Wir sprechen stundenlang über die Vergangenheit, und schließlich reisen wir gemeinsam nach Berlin. Dabei wird mir immer deutlicher, wie viele Parallelen es zwischen uns gibt, trotz des großen Generationenunterschieds. Ich erkenne, wie viel ich ihr verdanke – nicht nur als Frau, sondern auch in Bezug auf den antirassistischen Kampf in Deutschland.